Der perfekte Schliff

Als Handwerker weiß ich gutes und vor allem gut gepflegtes und vorbereitetes Werkzeug zu schätzen. Über 14 Jahre habe ich an einem Schiffs-Modell im Maßstab 1:64 der „Wasa“ gearbeitet und bin so manches Mal an stumpfen Klingen gescheitert. Wer ein gutes Arbeitsgerät hat weiß, wie wertvoll das gute Gefühl in der Hand ist! Nach einer Weile kennt man die Eigenheiten in den Bewegungen und den Schneideeigenschaften und kann sich darauf verlassen! 

Dieses Gefühl der Vertrautheit, von Verlässlichkeit möchte ich mit meiner Arbeit bewahren. Da es mir außerdem ein großes Anliegen ist, ressourcenschonend zu arbeiten und alte Sachen nicht gedankenlos wegzuwerfen, leiste ich durch die Wiederaufbereitung alter Messer, Scheren, Werkzeuge meinen Beitrag zur Erhaltung und Schonung unserer Umwelt. 

Der Fluss des Arbeitens

In der Schwertkampfkunst geht es oft um Bewegungsabfolgen (Kata), die immer wieder so genau wie möglich wiederholt werden müssen. Durch die beständige Wiederholung stellt sich nach der Zeit eine gewisse meditative Wirkung ein. Man könnte es auch „flow“ nennen. Ein bestimmter Fluss der Abfolgen, bei dem man gar nicht mehr viel nachdenken muss, sondern sich ganz auf die Ausführung, auf die Bewegung konzentrieren kann, auf das Ergebnis. 

Diese meditative Wirkung, eine innere Ruhe, die sich einstellt, übertrage ich auch auf das Bearbeiten der Messer und Werkzeuge während des Schleifens. Dadurch erreiche ich einen sehr genauen Schliff, der für jede Klinge anders, neu, faszinierend ist. 

Von scharf bis „super scharf“

Scharf ist nicht gleich scharf – das haben schon viele meiner Kundinnen und Kunden festgestellt. Je nachdem, für welchen Bedarf geschliffen wird, kann ich durch verschiedene Techniken und unterschiedliche Schleifungen von scharf für den Alltagsgebrauch bis hin zu „super scharf“ für den professionellen Einsatz variieren.

Mit jedem neuen Schliff gehe ich auf eine Reise. Gibt es überhaupt den perfekten Schliff? Wie kann er aussehen? Ist er eine feste Größe oder, im Sinne Einsteins, eine relative Größe? Welche Bedingungen führen zu einem, zu dem perfekten Schliff?

Früher und Heute

Viele Freunde und Kunden haben mich auf meiner Suche schon begleitet, und ich teile meine Erkenntnisse und meine Faszination gerne mit anderen. Jede persönliche Verbindung, ob privat oder beruflich, trägt dazu bei, dass meine Suche weitergehen kann. Die Arbeit des Scherenschleifers verbindet auch miteinander. „Das kenne ich noch von früher, da kam auch immer jemand vorbei und hat die Messer und Scheren zum Schleifen abgeholt.“ Das höre ich immer wieder und das ist für mich der Hinweis, dass das Alte, die Tradition des Handwerks, wertvoll ist. Nicht nur, weil wir dadurch Ressourcen schonen können, sondern auch, weil sie miteinander verbindet. 

Der Weg geht weiter

Bisher bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass auch der perfekte Schliff – wie alles im Universum – einer ständigen Wandlung ausgesetzt ist. Ich bleibe somit gespannt, wem ich begegnen werde, welche Erfahrungen ich machen werde und wohin mich die Suche nach dem perfekten Schliff noch führen mag!